Epilepsie bei Frauen

Die Diagnose Epilepsie ist ein einschneidender Moment im Leben eines jeden Menschen und es braucht Zeit, um herauszufinden, wie man mit der Krankheit leben kann.

Frauen müssen sich mit zusätzlichen Problemen auseinandersetzen, aber „Wissen ist Macht.“ Nehmen Sie sich also die Zeit, um zu verstehen, was Sie als Frau mit Epilepsie über Schwangerschaft, Hormone, Sex und mehr wissen müssen.

Auf dieser Seite finden Sie Antworten auf diese Fragen:

Epilepsie verstehen

Was ist Epilepsie?

Epilepsie ist eine Erkrankung, die das Gehirn betrifft und durch wiederkehrende Anfälle gekennzeichnet ist.

Ungefähr einer von zehn Menschen erleidet im Laufe seines Lebens mindestens einen Anfall. Epilepsie wird aber normalerweise nur dann diagnostiziert, wenn die Person mehr als einen Anfall hat oder ihr Arzt/Ihre Ärztin glaubt, dass eine hohe Wahrscheinlichkeit für weitere Anfälle besteht.

Epilepsie kann in jedem Alter auftreten und ist häufiger als den meisten Menschen bewusst ist. Etwa eine von 100 Personen ist betroffen.

Was ist ein epileptischer Anfall?

In unserem Gehirn findet ständig eine normale elektrische Aktivität statt, d. h. unsere Gehirnzellen kommunizieren miteinander.

Wenn es jedoch zu einem plötzlichen Ausbruch intensiver elektrischer Aktivität in unserem Gehirn kommt, verursacht dies einen Anfall, der die normale Gehirnaktivität unterbricht, sodass die Kommunikation zwischen unseren Gehirnzellen verwirrt wird. Die Folge ist ein epileptischer Anfall.

Es gibt viele verschiedene Arten von Krampfanfällen. Wie sie sich auf die Person auswirken, die einen Anfall hat, hängt davon ab, welcher Teil des Gehirns betroffen ist und wie weit sich die Störung ausbreitet.

Warum hat jemand Epilepsie?

Es gibt eine Reihe von Gründen, warum jemand Epilepsie entwickeln könnte, einschließlich der folgenden:

  • traumatische Verletzung des Gehirns, die durch eine Kopfverletzung, eine Infektion des Gehirns oder einen Schlaganfall verursacht werden kann
  • Ein vorgeburtliches Entwicklungsproblem des Gehirns, d. h. vor der Geburt
  • Ein Hirntumor
  • Genetische Faktoren
  • In rohstoffarmen Ländern kann auch eine parasitäre Infektion zu Epilepsie führen, z.B. Neurozystizerkose

Bei mehr als 50 % der Menschen, bei denen Epilepsie diagnostiziert wurde, wird jedoch keine Ursache identifiziert. Inzwischen wird aber angenommen, dass Gene eine wichtige Rolle dabei spielen, wer Epilepsie entwickelt und wer nicht. Die Forschung auf dem Gebiet der Genetik hat bereits eine Reihe von Genen gefunden, die mit Epilepsie in Verbindung stehen. Die genetische Forschung wird fortgesetzt, um zu verstehen, welche Gene welche Art von Epilepsie verursachen

Wie wird Epilepsie behandelt?

Den meisten Menschen mit Epilepsie werden Medikamente gegen Anfälle verschrieben, um ihre Anfälle zu kontrollieren. Wie der Name schon sagt, heilen die Medikamente die Epilepsie nicht – sie helfen, die Anfälle zu kontrollieren.

Ein Antiepileptikum stoppt die Anfälle entweder ganz oder reduziert ihre Häufigkeit und Schwere. Der Arzt/die Ärztin muss möglicherweise verschiedene Antiepileptika ausprobieren oder eine Kombination verschreiben, bevor er/sie die beste Option findet.

Wenn die Antiepileptika nicht oder nicht ausreichend wirken, gibt es noch andere Behandlungsmöglichkeiten wie Hirnchirurgie, Vagusnervstimulation (VNS) oder eine ketogene Diät.

Trotz des breiten Spektrums an verfügbaren Behandlungen werden etwa 30 % der Menschen mit Epilepsie weiterhin Anfälle erleiden.

Hormone und Epilepsie

Warum ist Epilepsie für Frauen anders?

Eine Frau mit Epilepsie zu sein, ist nicht dasselbe wie ein Mann mit Epilepsie zu sein. Dies ist nie so ausgeprägt wie wenn eine Frau das gebärfähige Alter erreicht und sexuell aktiv wird.

Epilepsie kann die sexuelle Entwicklung und den Menstruationszyklus beeinträchtigen, sie wird sich auf Aspekte der Empfängnisverhütung und Fruchtbarkeit auswirken und eine wichtige Rolle bei der Vorbereitung auf Schwangerschaft und Mutterschaft spielen.

Was sind Hormone und wie wirken sie sich auf Epilepsie aus?

Hormone sind chemische Substanzen im Blut, die bestimmte biologische Vorgänge im Körper steuern. Es ist bekannt, dass die weiblichen Hormone Östrogen und Progesteron einen Einfluss auf Anfälle haben.

Diese Hormone schwanken im Laufe des Lebens einer Frau – in der Pubertät, während des monatlichen Menstruationszyklus, in der Schwangerschaft und in den Wechseljahren. Das bedeutet, dass Frauen oft feststellen, dass sich hormonelle Veränderungen auf ihre Anfälle auswirken.

Wie wirkt sich die Pubertät auf die Epilepsie aus?

Während der Pubertät kann auch der Blutspiegel der Anfallsmedikamente beeinflusst werden, was zu Veränderungen der Anfallshäufigkeit oder des Anfallsmusters führt. In diesem Fall müssen die Ärzte die Dosis des Antiepileptikums anpassen.

Bei einigen jungen Frauen hören die Anfälle mit der Pubertät auf. Andere stellen fest, dass die Anfälle mit Beginn der Pubertät wieder einsetzen.

Jugendliche müssen das vom Arzt/von der Ärztin verordnete Antiepileptikum weiter einnehmen. Wenn sie die Einnahme plötzlich abbrechen, kann es zu Anfällen oder einem lebensbedrohlichen Zustand kommen, der als Status epilepticus bezeichnet wird.

Auch eine Verringerung der Dosis des verschriebenen Antiepileptikums kann zu Problemen führen. Es kann hilfreich sein, alle Probleme mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin zu besprechen, einschließlich der Nebenwirkungen, die Ihnen Sorgen bereiten.

Was muss ich als Frau mit Epilepsie wissen?

  • Ihre Anfallsart und die Risiken, die mit Ihren Anfällen verbunden sind.

Verfolgen Sie Ihre Anfälle – notieren Sie, wann sie auftreten und was ein Auslöser gewesen sein könnte. Dabei hilft Ihnen eine Anfallstagebuch-App (es gibt verschiedene) oder ein tragbares Gerät – diese sind relativ neu auf dem Markt.

  • Beobachten Sie, ob Sie zu bestimmten Zeiten während Ihres Menstruationszyklus Anfälle haben und sprechen Sie in diesem Fall mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin. Sie könnten eine katameniale Epilepsie haben.
  • Wenn Sie sexuelle Probleme haben, wie z. B. einen geringen Sexualtrieb, sprechen Sie mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin, um herauszufinden, ob dies durch Ihre anfallshemmenden Medikamente verursacht werden könnte.
  • Sie sollten wissen, wie wichtig eine sorgfältige Schwangerschaftsplanung und die Einnahme von Folsäure sind, auch wenn Sie nicht schwanger werden wollen.

Katameniale Epilepsie verstehen

Was ist katameniale Epilepsie?

Bei der katamenialen Epilepsie handelt es sich um eine frauenspezifische Epilepsieform, bei der die Anfälle zu bestimmten Zeiten des Menstruationszyklus häufiger auftreten.

Neurologen/Neurologinnen erkennen nun dieses Muster von Anfällen, die parallel zum Menstruationszyklus auftreten und finden neue Wege, um betroffenen Frauen zu helfen.

Wann passiert das?

Katameniale Epilepsie kann in jeder Phase des Menstruationszyklus auftreten:

  • Bei manchen Frauen nimmt die Anfallshäufigkeit kurz vor der Periode oder während der ersten Tage der Blutung zu. Man nimmt an, dass dies durch den plötzlichen Abfall des Progesterons zu dieser Zeit verursacht wird.
  • Bei anderen nimmt die Anfallshäufigkeit zu, wenn sie ihren Eisprung haben (mitten im Zyklus). In diesem Fall gehen Experten davon aus, dass der rasche Anstieg des Östrogenspiegels zu diesem Zeitpunkt das Problem verursacht.

Bei einer dritten Gruppe treten die Anfälle häufiger in der Mitte bis zum Ende des Zyklus auf.

Wie kann ich feststellen, ob ich eine katameniale Epilepsie habe?

Wenn Sie glauben, dass Ihre Periode und Ihr Zyklus Ihre Anfälle beeinflussen, können Sie ein Tagebuch führen, in dem Sie sowohl Ihre Anfälle als auch Ihren Menstruationszyklus für zwei oder drei Zyklen festhalten. Bitten Sie dann Ihren Arzt/Ihre Ärztin es zu überprüfen.

Wenn eine ärztliche Überprüfung Ihres Anfalls-/Menstruationstagebuchs eine erhöhte Anfallshäufigkeit während einer Phase des Menstruationszyklus ergibt, wird Ihr Arzt/Ihre Ärztin eine katameniale Epilepsie als Ursache vermuten.

Epilepsie und Sex

Wird die Epilepsie mein Sexualleben beeinträchtigen?

Jeder kann gelegentlich Probleme mit der sexuellen Leistungsfähigkeit haben und Menschen mit Epilepsie sind da keine Ausnahme. Studien haben gezeigt, dass bis zu einem Drittel der Frauen mit Epilepsie Probleme beim Sex haben und über folgende Probleme berichten:

  • geringes Interesse an Sex
  • Schwierigkeiten zum Orgasmus zu kommen
  • schmerzhafter Sex aufgrund von Scheidentrockenheit oder Scheidenkrämpfen.

Wir verstehen noch nicht alle komplexen Ursachen für sexuelle Probleme und wie sie mit Epilepsie zusammenhängen können.

Wird mein Antiepileptikum mein Sexualleben beeinträchtigen?

Einige Antiepileptika haben negative kosmetische Auswirkungen, die wiederum zu einem geringen Selbstwertgefühl führen können, wodurch sich Frauen mit Epilepsie sexuell unattraktiv fühlen und ihr sexuelles Verlangen sinkt.

Es ist wichtig, sich so zu akzeptieren, wie man ist und sich mit seiner Epilepsie zu arrangieren. Dies ist wichtig, damit man in der Lage ist eine intime Beziehung zu einem Partner aufzubauen.

Jedes Antiepileptikum kann sexuelle Schwierigkeiten verursachen. Während Sie bei einem Medikament vielleicht Probleme haben, ist das bei einem anderen Antiepileptikum vielleicht nicht der Fall. Wenn Sie ein Problem haben, fragen Sie Ihren Arzt/Ihre Ärztin, ob Sie ein anderes Medikament ausprobieren können.

Muss ich mir Sorgen über Krampfanfälle beim Sex machen?

Für manche Menschen mit Epilepsie ist es eine echte Angst beim Sex einen Anfall zu bekommen. Dies gilt insbesondere für Menschen, deren Anfälle durch Erregung oder körperliche Aktivität ausgelöst werden.

Für die meisten Menschen mit Epilepsie ist die Wahrscheinlichkeit beim Sex einen Anfall zu bekommen, nicht höher als zu jeder anderen Zeit. Trotzdem ist es gut, mit Ihrem Partner über Ihre Ängste zu sprechen und ihm zu erklären, was er tun muss, wenn Sie beim Sex einen Anfall bekommen. Eine gute Kommunikation wird Ihnen beiden helfen, mit dieser Angst umzugehen.

Kann ich die Probleme lösen, die meine Epilepsie verursacht?

Epilepsie kann Auswirkungen auf den Sex haben und Sex hat Auswirkungen auf die Epilepsie. Viele Menschen mit gut kontrollierter Epilepsie genießen ein befriedigendes Sexualleben. Sex kann Stress abbauen und zur Entspannung beitragen, was wiederum die Anfallshäufigkeit verringert.

Wenn die Anfälle unter Kontrolle sind, scheint sich das sexuelle Verlangen zu verbessern und es gibt weniger Probleme mit der Erregung.

Vielleicht ist es Ihnen peinlich, mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin über sexuelle Probleme zu sprechen, aber wenn Sie offen darüber reden, kann Ihr Arzt/Ihre Ärztin Ihr Problem verstehen und Ihnen helfen es zu lösen.

Denken Sie daran, dass auch Depressionen, Angstzustände, Müdigkeit und Stress zu sexuellen Problemen führen können. Ziehen Sie daher in Erwägung, sich bei Bedarf von einem ausgebildeten Therapeuten helfen zu lassen.

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